KI erschafft einen neuen Gott – und wir sind nicht bereit

In diesem Interview spricht Tom Bilyeu mit Mo Gawdat, einem ehemaligen Google-Manager und Autor, über die Zukunft der Arbeit, künstliche Intelligenz (KI), den technologischen Wettlauf mit China und das Konzept eines universellen Grundeinkommens (UBI).

Gawdat argumentiert, dass KI in den nächsten fünf Jahren so weit fortgeschritten sein könnte, dass sie die menschliche Arbeitskraft in vielen Bereichen überflüssig macht. Er diskutiert die rasanten Entwicklungen in der Technologie, insbesondere im Hinblick auf Automatisierung und maschinelles Lernen, und beleuchtet die geopolitischen Spannungen, die durch den Wettstreit zwischen Ländern wie den USA und China entstehen. Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist die Idee eines universellen Grundeinkommens als mögliche Lösung, um den wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen durch den Verlust von Arbeitsplätzen entgegenzuwirken. Gawdat teilt seine Vision einer Zukunft, in der die Menschheit entweder vor einer Utopie oder erheblichen Herausforderungen stehen könnte, abhängig davon, wie diese Technologien gesteuert werden.

Das Interview verbindet technische Analysen mit philosophischen Überlegungen und regt zum Nachdenken über die gesellschaftlichen Auswirkungen der KI-Revolution an. Es ist kein narrativer Film, sondern ein tiefgründiger Dialog über aktuelle und zukünftige Entwicklungen.

Was denken Sie über die mögliche Entwicklung der Künstlichen Intelligenz? Inwiefern wird KI die Gesellschaft verändern und wo sehen Sie Veränderungen durch KI für Ihr eigenes Leben und das Ihrer Familie?

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Ich befürchte, dass geschieht wesentlich früher.

Gestern war ich in einem Restaurant essen und wurde von einem Service-Roboter bedient. Das menschliche Personal nimmt (NOCH) die Bestellungen auf, bringt die Getränke an den Tisch und kassiert ab.

Alles Dinge, die sich in einem Service-Roboter jetzt schon integrieren lassen würden: Die Bestellung erfolgt per Handy- App oder Tablett am Tisch (sieht man in groß schon bei den Bestelltafeln von McDingens und in klein in manchen “modernen” Sushi-Läden) über die dann auch bargeldlos bezahlt wird (Abschaffung des Bargelds wird immer weiter voran geschoben).
Und nach dem Essen schiebt man das dreckige Geschirr wieder in den Service-Roboter zurück, so wie man es ja jetzt schon in den großen Geschirr-Wagen abstellt.

Ich fragte den jungen Mann, der meinen Tisch bediente, was er denn davon halten würde, dass mit so etwas Arbeitsplätze ersetzt werden und er meinte aus voller Überzeugung (und meiner Ansicht nach sehr naiv), dass der Service-Roboter “nur unterstützen” wird..

Ja, das hat man den Bandarbeitern der großen Autofirmen sicher auch einmal gesagt.
Und davor den Landarbeitern.
Die Industrialisierung hat viele, viele Arbeitsplätze gekostet.
Die Roboter-Technik in den Autofabriken ebenso.

Nio - wo Roboter Menschen ersetzen

Hypermodern, hypervernetzt, hyperdigital. Ausgelegt für die Produktion von bis zu 300.000 Fahrzeugen pro Jahr - ausgestattet mit aktuell gerade mal 1.400 Beschäftigten.

Im Dienstleisungs- und Niedriglohnsektor, also gerade dort, wo sich beruflich weniger qualifizierte Menschen finden, wird es zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen.
Dazu kriselt es schon gewaltig in der Weltwirtschaft und das soziale Netz ist ebenfalls an seiner Belastungsgrenze angekommen - Willkommen zurück in den 1920er Jahren.. und wo die hinführten, wissen wir :expressionless_face:

Aber auch hochqualifizierte Berufe können in Zukunft betroffen und bedroht sein.
In so manchem Operationssaal unterstützen hochpräzise Operations-Roboter den Chirurgen, der NOCH über eine Konsole den Eingriff steuert. Die Betonung liegt auf NOCH.

Es gibt aber auch die andere, gute Seite:
In der Radiologie und Krebsdiagnostik suchen KI gesteuerte Programme mittlerweile MRT und Röntgenbilder sehr erfolgreich und genau nach Auffälligkeiten ab.

Letztendlich fühle ich mich wieder an die Geschichte vom “Zauberlehrling” erinnert:
Der Mensch hantiert mit Dingen herum, ohne das er die Folgen überschauen kann oder sich auch nur über die Folgen seines handelns Gedanken macht. Ob es sich dabei um Gentechnik oder jetzt um die KI handelt. Ich befürchte: Es wird uns, wie immer wenn der Mensch beginnt Gott zu spielen, fürchterlich auf die Füße fallen.

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Deine Erzählung erinnert mich daran, dass ich im letzten Jahr in Frankreich in einem kleinen Restaurant einen Servierroboter erlebt habe, wenn auch in einer minimalistischen Ausführung. Er brachte lediglich das Essen an einige Tische. In diesem Restaurant wurden wir noch ganz althergebracht von einem echten Menschen umsorgt, was mir deutlich lieber war. Wenn ein Roboter in der Küche Gläser und Teller spült oder für Arbeiten eingesetzt wird, die niemand gerne erledigt, ist das in meinen Augen vollkommen in Ordnung.

Ein ganz anderes Thema sind Lebens- und Arbeitsbereiche, in denen Menschen gerne arbeiten. Hier ist insbesondere der kreative Bereich zu nennen, in dem zwar selten Roboter, dafür aber KI immer mehr Einfluss gewinnt.

Somit sehe ich nicht die Roboter, sondern die Künstliche Intelligenz, die diese steuert und auch in andere Bereiche unseres Lebens eingreift, als die Herausforderung für die Zukunft.

Erst Anfang 2024 habe ich für mich die Nützlichkeit von KI in den Bereichen Text-, Bild- und Videogeneration sowie Recherche entdeckt. Seitdem ist sie für mich ein nützliches Werkzeug, dessen Vorteile die Nachteile überwiegen. Zugleich konnte ich beobachten, wie die Nützlichkeit bzw. Intelligenz dieser Programme stetig zunahm. Diese Weiterentwicklung ließ sich nicht in Jahren, sondern in Monaten definieren. In einigen Bereichen reduzierte sich diese sogar auf Wochen.

Gerade diese exponentielle Entwicklung beobachte ich mit Interesse und Misstrauen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass solche technologischen Sprünge über Nacht geschehen können. In der Regel ist das auch nicht der Fall. Vielmehr sind plötzliche Innovationssprünge der Menschheit stets auf die Wiederentdeckung verlorenen Wissens zurückzuführen.

Was die von dir erwähnte Industrialisierung bzw. die industriellen Revolutionen angeht, so gab es davon bereits mehrere. Nachdem die Menschheit - nach offizieller Geschichtsschreibung - Hunderttausende von Jahren auf einem niedrigen technologischen und kulturellen Level dahinvegetiert war, gab es Innovationssprünge in der Technik, die aus dem Nichts kamen und über keine sichtbar herausragenden Vortechnologien verfügten.

Den Anfang machte die 1. industrielle Revolution (1760–1840), in der Dampfmaschinen und Fabriken entstanden, die Menschen in die Städte strömten und neue soziale Klassen entstanden.
Die 2. industrielle Revolution (1880–1914) brachte elektrische Energie, die Stahlproduktion, die Chemieindustrie, das Automobil, das Telefon und die Massenproduktion hervor.
Die 3. industrielle Revolution (1960–2000) brachte Computer, Internet, Automatisierung und internationale Vernetzung hervor.
Die 4. industrielle Revolution (seit 2000), brachte vernetzte Produktion, Internet der Dinge (IoT), 3D-Druck, fortgeschrittene Robotik und Automatisierung sowie KI und maschinelles Lernen hervor. Einige Experten sind sogar der Meinung, dass wir uns heute im Zeitalter der 5. industriellen Revolution befinden, deren Kernthema die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine ist.

Alles in allem hat jeder industrielle Umbruch die Gesellschaft verändert – einerseits zum Schlechteren, andererseits aber auch neue Möglichkeiten des Zusammenlebens ermöglicht. Leider hat jede Revolution die wenigen reicher und die vielen ärmer gemacht. Daher ist es an uns, die sich nach einer harmonischen Welt sehnen, den Fortschritt und die globale Vernetzung der Menschen zu nutzen, um eben solch eine Welt zu schaffen – beginnend mit der Ausrichtung unseres inneren Selbst auf dieses Ziel.

In diesem Sinne liegt heute die Chance vor uns, dass sich jene Menschen, deren Arbeitsplätze von Umstrukturierung und KI betroffen sind, kreativen Aufgaben zuwenden, die von KI nicht übernommen werden können. Zwar kann KI Gedichte und Geschichten schreiben, Musik komponieren sowie Bilder und Videos erschaffen, doch im Grunde bleibt sie seelenlos und ist gefangen in der materiellen Welt, ohne über sich hinauswachsen zu können.

Schon heute setzen viele Konzerne auf künstliche Intelligenz, um ihre (vermeintlich) teure Arbeitnehmerschaft zu ersetzen. Dabei sind Produkte entstanden, die nicht aus dem Geist eines Menschen entsprungen sind. Sie sind technologisch möglicherweise perfekt, aber weder schön noch inspirierend oder nachhaltig ansprechend für Menschen.

Im Internet, in dem mittlerweile über 50 % aller redaktionellen Beiträge von KI erstellt werden, führt dies bereits dazu, dass die Qualität der KI sinkt. Sie kann nicht mehr von menschlichen Ideen, Formulierungen und Kreativität profitieren, sondern „füttert” sich selbst mit Texten, Bildern oder Videos, die von älteren Versionen ihrer selbst erstellt wurden. Gerade diese Entwicklung hat wiederum dazu geführt, dass einige Firmen wieder mehr auf Menschen als auf künstliche Apparate setzen und ihre einst entlassenen Mitarbeiter wieder einstellen.

Zu guter Letzt bleibt abzuwarten, wohin sich die Welt und mit ihr die Menschheit weiterentwickeln werden. Lassen sie sich von denen inspirieren, die mithilfe von KI à la „Terminator” den Untergang der lebendigen Welt planen und dabei ihr Ego und ihre Gier in den Vordergrund stellen? Oder werden sie die Möglichkeiten erkennen, die sich ihnen in dieser Zeit bieten, um eine positivere Zukunft zu schaffen als die heutige?